Grosse Melchaa Sarnen – Abschluss der 2. Etappe

Nach knapp sechsmonatiger Bauzeit konnte Mitte September 2012 die 2. Etappe des Hochwasserschutzprojekts Grosse Melchaa in Sarnen abgeschlossen werden. Anlässlich des Tages der offenen Baustelle Ende August wurden die getroffenen Hochwasserschutzmassnahmen der interessierten Bevölkerung präsentiert. Insgesamt haben über 100 Personen an diesem Anlass teilgenommen.

Anfang April 2012 sind in der Chalcheren, Gemeinde Sarnen, die Bagger aufgefahren. Seither hat sich die Landschaft beim Schluchtausgang der Grossen Melchaa massiv verändert. Wo einst das saftige Grün des dichten Waldes dominierte, präsentiert sich heute eine dynamische Flusslandschaft. Für das Herzstück des Hochwasserschutzprojekts an der Grossen Melchaa, den Geschieberückhalteraum, wurde das Gerinne der Grossen Melchaa in der Chalcheren auf einer Länge von rund 500 Metern auf eine Gerinnebreite von 30 bis 50 Metern aufgeweitet. Im neu geschaffenen Raum können im Hochwasserfall rund 36‘000 Kubikmeter Geschiebe zurückgehalten werden.

Die Gestaltung des Geschieberückhalteraums wird der Dynamik der Grossen Melchaa überlassen. Bereits nach einigen kleinen Hochwassern wird man den neuen Charakter dieses Flusslaufes erkennen können. Die Grosse Melchaa wird nicht mehr wie bis anhin gerade aus der Schlucht hinaus fliessen, sondern der Wasserlauf des Gebirgsflusses wird sich in verschiedene Arme aufteilen. Fachleute sprechen dabei von einem sogenannten verzweigten Gerinne. Zwischen den einzelnen Flussarmen werden sich Kiesbänke ausbilden, welche bestimmt zu einem beliebten Ziel von Erholungssuchenden avancieren.

Holzrückhalt zur Verminderung des Verklausungsrisikos

Eine weitere wichtige Massnahme der 2. Etappe besteht in den sechs Einzelholzrückhalterechen, welche im Bereich der zwei ausgeprägten Kurven ausgangs Melchaa-Schlucht und in der Chalcheren jeweils kurvenaussenseitig platziert wurden. Ein Rechen besteht aus je fünf senkrecht stehenden in der Flusssohle fundierten Stahlprofilen. Mit jedem Holzrückhalterechen sollen zwischen 100 und 150 Festmeter Schwemmholz zurückgehalten werden. Der Schwemmholzrückhalt in der Chalcheren soll verhindern, dass es zu einer Verklausung bei einer der Brücken im Melchaa-Abschnitt zwischen der Chalcheren und dem See kommt. Welche verheerenden Auswirkungen eine solche Verklausung haben kann, kennt die Sarner Bevölkerung noch zu gut vom Hochwasser 2005. Damals verklauste sich das Schwemmholz an der alten Fachwerkbrücke der Zentralbahn. Die Brücke wurde von den Widerlagern gestossen und die Grosse Melchaa brach rechtsufrig aus und überschwemmte und übersarte den Campingplatz meterhoch.

Realisierung der 3. Etappe ab Winter 2013

Die dritte und letzte Etappe des Hochwasserschutzprojektes an der Grossen Melchaa umfasst die Massnahmen im Abschnitt zwischen der Chalcheren und der Zentralbahnbrücke. Die beiden zentralen Elemente dieser Etappe bilden die Überlastkorridore im Gebiet Hasli und Schlossacher. Um das Siedlungsgebiet von Sarnen auch bei sehr grossen Hochwasser vor einer Überflutung durch die Grosse Melchaa zu schützen, werden in diesen beiden Gebieten mit Hilfe von Terrainmodellierungen Überflutungskorridore geschaffen, durch welche das Wasser bei einer Überlastung des bestehenden Gerinnes kontrolliert abfliessen kann. Diese Überlastkorridore bilden sozusagen das Sicherheitsventil im System. Die Ausschreibung der Baumeisterarbeiten für die 3. Etappe erfolgt im Herbst 2012. Verläuft alles planmässig, kann mit einem Baustart Ende Winter 2013 gerechnet werden.

Wassertaufe für den Geschieberückhalteraum in der Chalcheren. Aufgrund der intensiven Niederschläge Anfang September wurde die neu geschaffene Gerinneaufweitung erstmals auf der gesamten Breite geflutet.
Blick flussabwärts auf die neu geschaffene Flusslandschaft.
Die obersten beiden Einzelholzrückhalterechen unmittelbar beim Schluchtausgang der Grossen Melchaa. Im Verlaufe des Sommers hat sich bereits etwas Holz in den Rechen verfangen, was die Wirksamkeit dieser Massnahme beweist.
Zu Beginn der Gerinneaufweitung in der Chalcheren, auf diesem Bild sichtbar sind zwei der insgesamt sechs Einzelholzrückhalterechen.