Sarneraa Alpnach

Integraler Hochwasserschutz bezieht die Natur mit ein

Neben dem Projekt Hochwassersicherheit Sarneraatal (u.a. mit dem Bau eines Hochwasserentlastungsstollens) plant der Kanton Obwalden entlang der Sarneraa auch unterhalb des Wichelsees umfassende wasserbauliche Massnahmen. Einerseits soll der Hochwasserschutz im Gebiet des Flugplatzes Alpnach gewährleistet werden; andererseits soll die Sarneraa inklusive Mündungsbereich (Südufer Alpnachersee) ökologisch aufgewertet und teilweise revitalisiert werden. Die Umsetzung dieser wasserbaulichen Massnahmen entlang der Sarneraa in Alpnach sind für den Kanton Obwalden auch im Zusammenhang mit der Realisierung des Hochwasserentlastungsstollens von grösster Bedeutung. Sie sorgen dafür, dass die von Sarnersee und Sarneraa ausgehende Hochwassergefährdung massiv reduziert werden kann.

Die Umsetzung der Massnahmen entlang der Sarneraa vom Wichelsee bis zum Alpnachersee ist in zwei Projekte unterteilt: Die beiden Wasserbauprojekte Sarneraa Alpnach I und Sarneraa Alpnach II.

Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach I

Das Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach I und der zugehörige Objektkredit von 24,4 Millionen Franken sind vom Kantonsrat am 1. Juni 2017 genehmigt worden, im Herbst 2018 lag das Bauprojekt öffentlich auf. Mit dem Ausbau der Sarneraa, der Schaffung einer seitlichen Entlastung mit Überlastkorridor im Bereich des Flugplatzes Alpnach sowie verschiedenen Areal- und Objektschutzmassnahmen werden bestehende Schutzdefizite behoben. Parallel dazu werden umfassende ökologische Aufwertungsmassnahmen realisiert. Der für die Verbreiterung des Gerinnes notwendige Platzbedarf wird durch die Verlegung der Etschistrasse in den Hinterbergwald und dank der Integration des aktuell entlang der Sarneraa führenden Binnenkanals in die Sarneraa geschaffen.

Hochwassersicherheit

Mit dem Bau eines Hochwasserentlastungsstollens wird die Gesamtabflusskapazität aus dem Sarnersee erhöht. Bereits heute ist im Projektabschnitt des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach I ein Schutzdefizit vorhanden, welches sich mit Inbetriebnahme des Stollens ohne weitere Massnahmen entlang der Sarneaa in Alpnach noch verschärfen würde. Damit sich künftig das Schutzdefizit nicht nach Alpnach verlagert, wird im Rahmen des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach I unmittelbar unterhalb des zukünftigen Auslaufbauwerks des Stollens mittels Gerinneausbau und Schaffung eines Entlastungkorridors die Hochwassersicherheit für unterliegende Infrastrukturanlagen in Alpnach gewährleistet. 

Das Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach I setzt sich aus den folgenden Hauptbestandteilen zur Gewährleistung der Hochwassersicherheit, der Verbesserung der ökologischen Funktionen des Gewässers und zur Aufwertung des Flussraums als Erholungsraum für Bevölkerung und Besucher zusammen: 

  • Ausbau Abflusskapazität Sarneraa
  • Entlastungs- und Überlastkorridor 
  • Areal- und Objektschutzmassnahmen 
  • Anbindung Geschiebesammler Schlierenrüti an die Sarneraa 
  • Verlegung Etschistrasse / Zufahrt Stauwehr und Auslaufbauwerk und Werkleitungsquerung Eichi (vorgezogen realisiert)

Niederwasserrinne 

Damit mit Verbreiterung des Gerinnes die Fliesstiefe nicht reduziert und die Fischwanderung eingeschränkt wird, ist die Ausbildung einer Niederwasserrinne vorgesehen. Diese Strukturierung der Gerinnesohle erfolgt mittels Einbau von grossen Mengen an Totholz. Diese – in der Schweiz weitgehend neuartigen Massnahmen – sind unterhaltsarm und ökologisch sehr wertvoll.  

 

Schutzkonzept mit Überlastkorridor und Objektschutz

Die bestehenden Bauten und Infrastrukturanlagen und der rechtsseitig anstehende Fels im Bereich der Abwasserreinigungsanlage schränken den Raum für einen Ausbau der Sarneraa stark ein. Damit die angrenzenden Bauten trotzdem bis zum definierten Schutzziel vor Hochwasser geschützt werden können, wird linksufrig der Sarneraa im Bereich des Flugplatzes ein Entlastungs- und Überlastkorridor geschaffen. Bei einer Überschreitung der zukünftigen Abflusskapazität wird der linksufrige Damm entlang der Sarneraa oberhalb der ARA kontrolliert überströmt und das Wasser in den Entlastungskorridor ausgeleitet. Im Entlastungskorridor wird das aus dem Gerinne austretende Wasser in einem genau definierten Korridor zwischen der ARA und den Gebäuden und Infrastrukturanlagen des Flugplatzes durchgeleitet. Dort gelangt es anschliessend wieder zurück ins Gerinne der Sarneraa oder fliesst direkt in den Alpnachersee.

Der Hochwasserschutz für die Hauptgebäude des Flugplatzes Alpnach wird mit Objektschutzmassnahmen und einer rund 800 Meter langen Hochwasserschutzmauer sichergestellt. Zum Schutz der rechtsufrigen Militäranlagen vor Hochwasser wird ab der Eichibrücke bis zum nördlichsten Kaverneneingang eine rund 800 Meter lange Geländeanpassung erstellt. Die bestehende Erschliessungsstrasse entlang der Sarneraa wird verlegt und neu auf der Dammkrone geführt.

Sanierung Geschiebehaushalt

Der Damm des Geschiebesammlers Schlierenrüti wird im Rahmen des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach I auf einer Länge von rund 50 Metern rückgebaut. Aufgrund dieser direkten Anbindung der Grossen Schliere an die Sarneraa kann zukünftig auf natürlichem Weg Geschiebe in die Sarneraa transportiert werden und zu einer Verbesserung der ökologischen Funktionen des Gewässers beitragen. 
Die Dammöffnung wird mit einer neuen gedeckten Holzfachwerkbrücke für den Langsamverkehr verbunden. Das alte Gerinne der Grossen Schliere vom heutigen Auslauf des Geschiebesammlers kann mit dem Projekt aufgehoben und für ökologische Aufwertungsmassnahmen des Mündungsbereichs genutzt werden. Der unterste Bereich dieses alten Gerinnes wird ähnlich eines Altarms als Rückzugsort für Fische weiter dienen und durch die Einleitung des Binnenkanals gespiesen.
Aktueller Zustand des Geschiebesammlers
Geplanter Endzustand des Geschiebesammlers

Im Bereich des alten Gerinnes der Grossen Schliere entstehen Strukturen, welche wichtige Trittsteine zwischen verschiedenen Populationen darstellen. Selten gewordene Lebensräume können sich künftig darin entwickeln. Diese neuen Strukturen innerhalb des Amphibienlaichgebietes von nationaler Bedeutung wie Tümpel, Feuchtgebiete, Wurzelstöcke, Steinmauern, Asthaufen und Kiesbänke bieten verschiedenen Artengruppen wie Amphibien, Reptilien, (bodenbrütenden) Vögeln und Libellen wichtige Lebensräume. Besonders national (stark) gefährdete Arten wie beispielsweise die Gelbbauchunke, die Ringelnatter, die Zauneidechse oder die Grüne Flussjungfer profitieren von diesen ökologischen Aufwertungen.

Gelbbauchunke (Bild: Jürgen Kühnis)
Ringelnatter (Bild: Jürgen Kühnis)
Zauneidechse (Bild: Jürgen Kühnis)
Grüne Flussjungfer (Bild: Tobias Liechti)

Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach II

Im Abschnitt des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach II steht nicht die Hochwasserproblematik im Vordergrund, sondern die Verbesserung der natürlichen Verhältnisse im Gewässerlauf und in den angrenzenden Lebensräumen. Das Gerinne unterhalb der Flugzeugbrücke Nord wird verbreitert, der Natur wird wieder mehr Platz gelassen. Im Mündungsbereich der Sarneraa werden die Voraussetzungen für eine natürliche Deltaentwicklung geschaffen. Profitieren kann davon auch die Bevölkerung, indem dieses Gebiet entlang der Sarneraa als Freizeit- und Erholungsraum aufgewertet wird. Die Umsetzung des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach II ist nach Abschluss des Wasserbauprojekts Sarneraa Alpnach I vorgesehen.

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